
Unverhofft kommt oft im Pferdepodcast: Per Instagram hatte unsere Hörerin Iris Molnar uns schon vor einigen Wochen eine Kurznachricht geschrieben – und Jenny den Tipp gegeben, sie könnte mit ihrem Klex doch vielleicht mal an einem Distanzritt teilnehmen. Sie reagierte damit auf Jennys Berichte im Podcast, sie habe den Eindruck, dass Klex sich nicht so richtig fürs Dressurreiten begeistern könne, und sie müsse sich vielleicht mal was anderes überlegen.
Diese Nachricht von Iris hatten wir im Pferdepodcast auch vorgelesen – und das Thema damit gefühlt auch wieder ad acta gelegt. Iris hat nun allerdings noch einmal nachgelegt und sich die Mühe gemacht, ihre Begeisterung fürs Distanzreiten in eine lange E-Mail an uns zu packen. Sie hat aufgeschrieben, was sie an Distanzritten so fasziniert und warum sie diese Disziplin so schön findet. Und sie beschreibt auch sehr anschaulich, wie so eine Veranstaltung genau abläuft und was auf Pferdeleute zukommt, die das einmal ausprobieren möchten.
Wir fanden diese Mail so auf den Punkt und interessiert, dass wir Iris gefragt haben, ob wir sie auf unserer Homepage als Gastbeitrag veröffentlichen dürfen. Wir dürfen – und wünschen viel Spaß mit dem Beitrag von Iris:
Einblicke in die Welt der Distanzritte
Distanzritte beginnen bei Streckenlängen von 25 km und reichen als Königsdisziplin bis zu 160 km. Ich selbst habe viele Jahre an Ritten bis zu 50 km mit meinem Haflinger teilgenommen. Für solche Strecken braucht man keine besondere Qualifikation oder Abzeichen. Pferde dürfen ab fünf Jahren teilnehmen, wobei Streckenlängen je nach Alter gestaffelt sind: bis 40 km für Fünfjährige, bis 60 km für Sechsjährige und bis zu 80 km für Siebenjährige.
Das Besondere an Distanzritten
Das Schönste an diesen Ritten ist die intensive Zeit, die man mit seinem Pferd verbringt. Gemeinsam meistert man Höhen und Tiefen, und alles dreht sich um das Wohl des Pferdes. Hier beschreibe ich, wie ein typischer Distanzritt oder sogar ein ganzes Rittwochenende ablaufen kann.

Freitag – Vorbereitungen treffen
Bevor es losgeht, wird das Auto gepackt: Wasser, Futter, Decken, Paddockmaterial, Sattelzeug, Wechselkleidung und natürlich Verpflegung für mich selbst.
Samstag – Der große Tag beginnt früh
4 Uhr im Stall: Das Pferd wird gefüttert, und der Anhänger wird angehängt.
5 Uhr: Das Pferd wird verladen, und wir machen uns auf den Weg. Die Fahrzeit beträgt etwa eine Stunde.
6 Uhr: Ankunft am Veranstaltungsort. Der Paddock wird aufgebaut, das Pferd ausgeladen und versorgt. Eine Decke sorgt dafür, dass die Muskulatur warm bleibt.
Vorbereitungen vor dem Ritt
7 Uhr: Bei der Meldestelle erhalten wir die Checkkarte, in der Startnummer, Startzeit und die Werte der Tierarztkontrollen eingetragen werden. Manchmal gibt es eine Vorbesprechung, in der der Veranstalter die Strecke erklärt und auf Besonderheiten und mögliche Gefahrenstellen hinweist. Die Streckenkarten, eine für den Reiter in Farbe und eine schwarz/weiß für das Trossfahrzeug, helfen zur Orientierung. Bei kurzen Ritten ist ein Trossfahrzeug oft nicht nötig – wie Jenny bin ich entspannter, wenn ich alleine unterwegs bin.
7:30 Uhr: Bei der Voruntersuchung überprüft der Tierarzt Puls, Atmung, Schleimhäute, Muskeltonus und Gang des Pferdes. Ist alles in Ordnung, bekommen wir die Startfreigabe.
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Der Start des Rittes
Zwischen 8 und 9 Uhr wird in Gruppen gestartet. Da es heiß werden soll, starte ich früh. Die Reiter werden in Dreiergruppen losgeschickt. Manche starten im Schritt, wir traben gleich los, um das Pferd in seinem natürlichen Tempo laufen zu lassen.
Unterwegs auf der Strecke
Die Strecke ist gut markiert, und wir brauchen die Karte nur zur groben Orientierung. Nach 10 km kommt die erste Kontrolle. Dort müssen wir im Schritt einreiten. Bei einem Puls von 64 dürfen wir weiterreiten. Wir halten das Tempo, damit sich andere Pferde bei der Kontrolle nicht aufregen.
Der Boden erlaubt es, immer wieder in den Trab und gelegentlich in einen Galopp überzugehen, um die Muskeln von Pferd und Reiter zu lockern. Unterwegs genießen wir die schönen Seen und romantischen Landschaften. Schnellere Reiter überholen uns, wobei sie Rücksicht auf unser Tempo nehmen.
Die Pause bei Kilometer 23
Die 30-minütige Pause beginnt bei einem Puls von 64. Der Tierarzt überprüft Atmung, Schleimhäute und Darmgeräusche und rät uns, etwas langsamer zu reiten. Während der Pause können die Pferde grasen und werden mit Wasser, Futter und Decken versorgt.
Auf dem Weg ins Ziel
Die letzten 11 km vergehen wie im Flug, und das Haflingertier ist voller Energie. Wunderbare Graswege am Waldrand laden zum Galoppieren ein.
Ankunft und Nachuntersuchung
Im Ziel angekommen, wird die Ankunftszeit festgehalten, und wir haben 20 Minuten, um den Puls zu messen. Nach einer kurzen Wartezeit passt der Puls, und wir können zur Nachuntersuchung beim Tierarzt. Alle Werte des Pferdes, inklusive Puls, Atmung, Schleimhäute und Gang, werden erneut gecheckt. Ist alles in Ordnung, haben wir den Ritt erfolgreich abgeschlossen.
Nach dem Ritt: Abbau und Heimfahrt
Nach der Siegerehrung wird der Paddock abgebaut, und wir machen uns auf den Weg nach Hause.
Mehr zur Welt der Distanzritte erfahren
Dieser Einblick zeigt nur einen kleinen Teil der Distanzreiterwelt. Wer mehr wissen möchte, kann sich auf der Webseite des VDD (vdd-aktuell.de) informieren oder den Podcast 100 Meilen – Ausreiten als Pferdesport auf Spotify anhören.
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2 Kommentare zu „Gastbeitrag von Pferdepodcast-Hörerin Iris: So faszinierend ist die Welt des Distanzreitens“