In Folge 13 des Pferdepodcasts greifen Jenny und Chris ein Thema auf, das zwar viele Reiter bewegt und beschäftigt, aber dennoch weitgehend als Tabu gilt. Denn viele Hobbyreiter und Reitsportler haben mit Ängsten im Sattel zu kämpfen, wollen sich das aber häufig nicht eingestehen.
Sind Stürze im Kindesalter normal und, zum Glück, meistens harmlos, wie Nadine Hofer in Folge 11 des Pferdepodcasts aus ihrer Reitschulpraxis erzählt hatte, können sie bei Erwachsenen zu traumatischen Erfahrungen werden, die lange nachwirken. Jenny berichtet in der aktuellen Episode (ab Minute 08:50) über einen schweren Sturz, den sie erst nach Monaten psychisch überwinden konnte:
„Die Sache ist jetzt ungefähr zehn Jahre her. Der Sturz war mit Globus, der eigentlich ein wirklich braves Pferd ist. Es war im Gelände und er hat am Horizont Pferde galoppieren sehen. Er wollte da hin und ich habe gesagt: Nein, wir gehen nach Hause. Er ist gestiegen, trifft mich mit seinem Hals voll auf die Nase. Ich werde ohnmächtig und falle runter.“
Irgendwann später wacht Jenny auf. Zum Glück erleidet sie, abgesehen von einer schweren Steißbeinprellung, keine körperlichen Verletzungen. Globus ist in der Zwischenzeit allein zurück zum Stall gelaufen.
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Nach vier Wochen geben die Ärzte zwar grünes Licht für die Rückkehr in den Pferdesattel, doch mental sind die Dinge für Jenny nicht mehr so wie sie vorher waren:
„Ich hatte panische Angst bei dem Gedanken, ich muss dieses Pferd wieder reiten. Das wurde von Tag zu Tag schlimmer. Als ich nach zwei Monaten irgendwann wieder aufgestiegen bin, habe ich noch keine Sekunde im Sattel gesessen und musste sofort wieder absteigen, weil die Panik zu groß war. Es war eine ganz seltsame Zeit.“
Jeden Tag kämpfte Jenny gegen die Panikattacken an
Geholfen haben ihr in der Folge die Zeit und der gesunde Menschenverstand. Sie habe sich immer wieder vor Augen gehalten, dass Globus ein braves Pferd sei und er keine Schuld an dem Unfall trage.
„Ich habe dann jeden Tag geübt und bin immer wieder aufgestiegen. Sobald ich ein schlechtes Gefühl hatte, bin ich wieder abgestiegen. So habe ich mich langsam von Tag zu Tag gesteigert und die Panikattacken langsam überwunden. Ich musste einfach da drüber.“
Es habe länger als ein Jahr gedauert, bis sie wieder normal reiten konnte, erzählt Jenny im Pferdepodcast. Ganz weg sei das mulmige Gefühl bis heute nicht, so zum Beispiel auch bei Ritten mit ihrem Turnierpferd Nixon.
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Mit ähnlichen Problemen hatte Pferdepodcast-Hörerin Claudia Schiller aus Nordrhein-Westfalen jahrelang zu kämpfen. Nach unbeschwerten Reiterlebnissen in Kindertagen fing sie nach einer langen Reitpause im Erwachsenenalter wieder an mit ihrem Hobby – und stürzte während einer Reitstunde vom Pferd und knallte gegen die Bande der Reithalle. Claudia im Pferdepodcast:
„Seit diesem Erlebnis ist das bei mir im Kopf drin, dass ich diesen Kontrollverlust habe. Ich kann mich nicht halten, das Pferd nicht durchparieren, ich krache in diese Bande. Seitdem war die Angst bei mir immer dabei. Das ist richtig traumatisch geworden.“
Sie habe vor Reitstunden Angstattacken erlitten und pflanzliche Medikamente gegen die Aufregung eingenommen. Richtig schlecht sei ihr gewesen. Sich einfach ein anderes Hobby zu suchen, sei allerdings nie ein Thema gewesen.
„Reiten war immer mein Traum. Ich sehe mich noch mit acht, neun Jahren vor irgendwelchen Pferdekoppeln stehen – und erinnere mich, dass das immer mein sehnlichster Traum gewesen ist, zu reiten und ein eigenes Pferd zu haben. Aufzuhören war nie eine Option. Und ich wollte nicht, dass die Angst über mein Leben bestimmt.“
Claudia stellt sich ihren Ängsten und geht offen damit um
Ihr habe geholfen, sich ihren Ängsten zu stellen und auch nach außen offen damit umzugehen. Mit der Hilfe einer einfühlsamen Reitlehrerin geht Claudia konsequent gegen ihre Angst an. Allerdings ohne sich dabei drängen zu lassen, das sei ihr ganz wichtig. Reiterlich habe sie sich wieder auf null gesetzt: „Ich habe wieder mit Schrittreiten angefangen und bin zu den Basics zurückgekehrt.“ Auch Bücher haben ihr geholfen. Claudia empfiehlt unter anderem „Equihypnose“ von Nicole Weber und „Sportmentaltraining“ von Antje Heimesoeth.
Mittlerweile reitet Claudia wieder weitgehend angstfrei. Es war ein langer Weg. Eine wichtige Rolle spielte auch, dass sie mit der vierjährigen Haflingerstute Sahara vom Haflingergestüt Stange am Edersee mittlerweile auch das perfekte Pferd gefunden für sich gefunden hat. „Die Zeit der Globulis ist vorbei“, lacht Claudia im Pferdepodcast. Nur dann und wann beschleiche sie noch mal ein mulmiges Gefühl. Die Panikattacken aber habe sie endgültig hinter sich gelassen.
Umfrage der Woche
Weitere Themen im Pferdepodcast:
- Der junge Haflinger AC/DC hat Schwierigkeiten mit den Galopp-Kommandos (ab Minute 03:50)
- Welche unserer Facebook-Followerinnen hat die weiße Turnierschabracke gewonnen? (ab 29:30)
- Die Auflösung unserer Umfrage der Woche: Was haltet ihr von Online Reitturnieren? (ab 30:20)
- Auch diesmal gibt es eine Umfrage der Woche: Hast Du Angst beim Reiten? (ab 32:00)