

Grundsätzlich passen Hund und Pferd sehr gut zusammen, weil es beides in Gruppen lebende Tiere sind. Die Mechanismen des Pferdes und des Hundes können wunderbar harmonieren. Man darf aber natürlich nicht vergessen, dass sie ursprünglich genetisch nicht füreinander gedacht waren. Das Pferd würde als Steppen bewohnendes Fluchttier eigentlich in seiner Genetik eher Raubtieren und fleischfressenden Beutegreifern ausweichen. Der Hund fühlt sich auch schnell stimuliert durch entsprechende Verhaltensweisen. Darauf muss man natürlich als Mensch ein Auge haben. Welche Ambitionen zeigt der Hund und welche Ambitionen zeigt das Pferd. Wie können beide sich wohlfühlen miteinander. Das ergibt ja auch tatsächlich eine ganz neue Gruppe: Mensch, Pferd und Hund. Und da gibt es halt auch Gruppenregeln, an die sich alle Beteiligten zu halten haben.
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Ja tatsächlich: Pauschalisieren ist schwierig. Aber man kann schon Problemfelder klassifizieren, mit denen die meisten Hunde zu mir ins Training kommen. Problemfeld Nummer eins ist, dass zu wenig der Fokus auf das Hundetraining am Stall gerichtet wird. Wenn man am Stall ist, dann ist der Fokus des Menschen auf das Pferd gelegt. Das ist schon mal der Beginnerfehler, weil die Hunde dann machen, was sie wollen. Die sind da sehr freigeistig und viele Hunde können auch damit gut umgehen. Aber manche Hunde eben nicht.Das ist das größte Manko der Mensch-Hund-Kooperation: Wenn ich aus dem Auto aussteige und mich ab dann nur noch um das Pferd kümmere und der Hund ist nur noch passives Mitglied meiner Reise am Reitstall, muss ich mich nicht wundern, dass mein Hund sich quasi auswärts beglückt. Die finden ja alle ihren Spaß. Mit anderen Artgenossen. Indem sie andere Menschen verbellen oder anspringen. Oder Spiel und Spass haben beim Jagen. Oder Möhren klauen an der Nachbarbox, vielleicht ein paar Gamaschen zerschreddern, Katzen jagen oder Mäuse oder Ratten. Oder vielleicht sogar Pferde auf der Weide, das findet ja auch statt. Das ist das Hauptmanko: Der Mensch macht sich meist zu wenig Gedanken darum, dass er seinem Hund dort auch eine Form von Ausbildung, Training und Erziehung zukommen lassen darf, damit das irgendwann richtig gut läuft.
Von allem Unfug, den Sie gerade so aufgezählt haben hat unser Hund übrigens fast alles schon gemacht. Das nur so am Rande…
(Lacht) Das ist ja etwas, das vom Grundsatz her auch nie in einer Katastrophe enden muss. Es geht auch gar nicht darum, dass ich Dinge grundsätzlich tabuisiere. Nichtsdestotrotz geht es mir darum, dass der Hund dann etwas auslebt, weil er mit seinem Menschen in dem Moment wenig erlebt. Und darauf sollten wir schon ein Augenmerk legen.
Mal generell gesprochen: Was muss denn ein Hund lernen, um im Stall dabeizusein?
Ich finde, in erster Linie muss er lernen, mit seinen Menschen in Kooperation zu stehen. Das ist so das Hauptaugenmerk. Und wenn ich als Mensch aussteige aus meinem Auto mit meinem Kooperationspartner Hund und mich dann aber nicht mehr um ihn kümmere, gibt es überhaupt keinen Grund für den Hund, sich in der Kooperation aufzuhalten, weil er sich dort nicht gut fühlt.
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Ja tatsächlich, die Sozialisierungsphase ist in der frühen Jugend des Hundes sehr intensiv. Ich will gar nicht von Prägung sprechen, aber diese intensive Kennenlernphase der sozialen Aspekte ist in der Jugend besonders stark bei den Hunden ausgeprägt. Und die nutze ich, dass ich meinem Hund den sozialen Aspekt zukommen lasse: Fremde Menschen, fremde Hunde, fremder Ort, ganz viele Pferde.
Soziales Verhalten wird dem Pferd gegenüber am intensivsten im Welpenalter gelernt. Weil da das Jagen noch keine Rolle spielt. Da sind diese ganzen Mechanismen des Beutefangkreislaufs und die ganzen Aggressionsbereiche noch überhaupt nicht so stark geschult im Gehirn. Und da bringe ich tatsächlich Pferd und Welpe zueinander, so dass sich der Hund sicher fühlt und ich ihn nicht überfordere.
Und das ist ja auch wieder ganz individuell. Bei manchen Hunden geht das sehr schnell und sehr gelassen. Andere Hunde sind mit dieser Situation auch schnell an ihren Grenzen angekommen, dass sie einfach sagen: Es ist doch belastend. Starkes Hecheln, man merkt, der Hund schafft leichte Übungen und eine leichte Ansprache auf einmal nicht mehr. Das sind alles Merkmale, die muss ich fürs Hundetraining kennen, damit ich weiß, ich kann hier noch weitermachen, der Hund lernt noch, der ist noch aktiv und voll dabei, er speichert. Oder, der andere Fall: Mein Hund ist gerade ausgestiegen aus dem Speicherort. Dann muss ich aufhören.
Ja ganz genau. Ich muss mich um ihn kümmern. Das bedeutet: Ich brauche dann auch meine eigene Konzentration und auch meinen eigenen Wunsch, mit dem Hund am Stall als Team etwas aufzubauen. Das kann der Reiter, muss ich ganz ehrlich sagen, nicht leisten, wenn er sich gleichzeitig um sein Pferd kümmert. Das geht nicht. Das funktioniert nicht. Man muss ein bisschen tricksen. Das heißt, man fängt an, sich um den Hund zu kümmern und lässt die Elemente, die das Pferd betreffen, mit einfliessen. Aber immer nur in kurzen Blasen. Das ist besonders effektiv.
Das heißt also: Mit dem Hund aus dem Auto aussteigen – er hat vorher schon Pipi und sein Geschäft gemacht und ist also gelöst – und ich kümmere mich in dieser Sequenz tatsächlich erstmal um den Hund. Mein Augenmerk ist beim Hund. Und ich bringe das Pferd quasi als Statist, als passiven Trainingspartner, mit rein. Und wenn mein Hund als Kooperationspartner jetzt mal so eine Phase von ich sag jetzt mal 20, 25 Minuten am Reitstall gemeinsam hatte, reicht das für den Hund.
Dann lasse ich das Pferd kurz angebunden oder stelle es kurz in die Box, und dann bringe ich den Hund im Idealfall wieder in eine Hundebox oder ins Auto, wo er gut schlafen kann, was er kennt. Der Hund speichert am besten, wenn er nach dem Training schläft, wenn er zur Ruhe kommt – und nicht, wenn er im Reitstall mit den anderen Hundeartgenossen spielt. Den Hund ins Auto zurückbringen und zu sagen, Bitteschön, jetzt anderthalb Stunden schlafen, Pause, das ist für den Hund therapeutisch tatsächlich sinnvoll.
Chris: Also mir blutet immer das Herz, wenn ich den Hund in die Box verfrachte, muss ich ganz ehrlich sagen…
Ja, da sind Sie ja nicht allein. Aber für manche Hunde ist die Box tatsächlich eine Therapieform. Das ist keine Strafe. Wir Menschen empfinden das ganz häufig so, aber ein gesunder Hund schläft in seiner eigentlichen Natur 16 Stunden pro Tag. Bei einem Welpen sind es 18 bis 20, bei einem alten Hund sind es auch 18 bis 20 Stunden. Also von daher: Hunde, die übersteuert und gestresst sind, Dinge nicht leisten können, das sind häufig die, die nicht gelernt haben, ihre Ruhe zu finden.
Das ist natürlich auch sehr individuell. Ich sage mal, die Gefahrensituation, die Gefahrenwahrnehmung von Hunden alleine ist schon hochgradig individuell. Eine Jagd-Hunderasse reagiert da nicht so sensibel darauf wie zum Beispiel ein Hütehund. Ein Hütehund ist tatsächlich schon genetisch sehr fein auf die Bewegung abgestimmt. Ein Labrador, der ein bisschen mehr körperliche Schwere mitbringt, ist ein etwas unsensiblerer Typ, der dem Pferd häufig mal in den Weg läuft oder unter den Beinen durch oder solche Sachen.
Den Hunden muss man das dann auch sehr viel feiner beibringen, dass die Gefahrenzone gemieden wird. Dass gelernt wird, die zu umgehen. Dass der Hund lernt, wenn das Pferd sich vorwärts bewegt, dass man vorne nicht kreuzt und dass er nicht durch die Beine die Seite wechselt, wenn das Pferd steht. Das kann man dem Hund übers Training beibringen, da kann man auch als Hilfsmittel ganz wunderbar die Leine einsetzen.
Mit einem Trainer oder einem Assistenten kann man vom Pferd aus mit einer dualen Leine arbeiten.
Also die akustischen Kommandos, die muss ich ja meinem Hund so oder so beibringen. Ob ich jetzt am Boden stehe oder auf dem Pferd sitze: Wo mein akustisches Signal herkommt, hat für den Hund erst mal überhaupt keine Bewandtnis. Die Erklärung ist nur vom Boden häufig leichter als vom Pferd aus, weil wir Menschen mit unterschiedlichen Signalformen gemischt arbeiten. Wir bringen Körpersprache mit rein. Wir bringen fast immer auch so ein bisschen eingrenzenden Raum mit rein, dass wir dem Hund ins Sichtfeld rücken beim Kommando „Sitz“ zum Beispiel.
Das sind kleine Sachen, die ich vom Boden aus ganz schnell immer mit hinzu nehme, weil es dann besser klappt, und die funktionieren natürlich vom Pferd nicht mehr. Wenn ich aber diese Dinge – Körpersprache, Akustik – sehr bewusst wahrnehme, kann ich über die Körpersprache zunächst erklären. Das heißt, die Vokabel-Erklärung findet sehr wohl über die Körpersprache statt. Ich fange dann aber an, die Körpersprache auszuschleichen und nur noch über die Akustik zu arbeiten. Und die Akustik, die hört der Hund vom Pferd her genauso.
Bleibe ich allerdings in der ersten Lernphase der Vokabelerklärung hängen wie in einer Rille der Langspielplatte und benutze immer meine Körpersprache, komme ich nicht dahin, dass ich das vom Pferd aus souverän anwenden kann, weil ich nie in die reine Hörsignal-Ebene gekommen bin.
Auf jeden Fall. Step by step. Man kann das ja mal üben im Alltag. Wie viel Körpersprache wir benutzen, wie viele Ebenen wir ansprechen beim Hund, damit der Gnädigste sich hinsetzt. Darin kann man sich selbst trainieren, dass man diese ganzen Metaphern anfängt zu überschreiben und auf die Körpersprache nach und nach verzichtet. Die Akustik ist vom Pferd aus das A und O, weil wir in Gefahrensituationen, wenn das Pferd erschrickt oder wenn wir mal schnell einem Auto ausweichen müssen oder oder, die Körpersprache niemals anwenden können. Das funktioniert einfach nicht. Und dann ist schnell Holland in Not.
Ein weiteres Thema in Folge 20 des Pferdepodcasts ist das Problem unserer Hörerin Kira aus der Nähe von Recklinghausen. Sie wurde beim Kauf ihres Tinkers dreist angelogen, denn das Pferd ist – anders als versprochen – weder fünfjährig noch angeritten. Jenny telefoniert live in der Sendung mit Kira und gibt Tipps, welche Schritte mit dem jungen Pony jetzt sinnvoll sind.
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Ein Kommentar zu “Wenn Bello mit zu Fury soll: Tipps für Pferdebesitzer, die ihren Hund mit in den Stall nehmen”