Schlaf schön: Warum es manchen Pferden in Boxen besser geht als in der Herde

AC/DC hat eher kein Problem mit dem Tiefschlaf

Haltung in der Box oder draußen im Offenstall in einer Herde? Über diese Frage können Pferdebesitzer leidenschaftlich diskutieren. Sicher scheint, dass Pferde gravierende gesundheitliche Probleme bekommen können, wenn sie von einer langjährigen Haltung in einer Box in die Offenstall-Haltung umziehen sollen. Das legen jedenfalls Studien der Ludwig Maximalians Universität (LMU) in München nahe, die nun intensiviert werden.

 


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Eine Gruppe von Forschern untersucht exakt jene Zielgruppe von Pferden, die von einer Box in eine Herde umziehen sollen. Der Knackpunkt dabei ist das Schlafverhalten der Tiere. Die Vermutung: Pferde, die die sichere Umgebung einer Box gewöhnt waren, finden in der Freiheit nicht in den für die Gesundheit so wichtigen Tiefschlaf. Der Pferdepodcast hat sich mit Doktorandin Christina Mittermaier unterhalten, die die Studie in München mit betreut.

Frau Mittermaier, worauf genau zielt Ihre Studie ab, wie ist sie angelegt?

„In dieser Studie wollen wir speziell auf Pferde eingehen, die sich im Zeitraum des Stallwechsels befinden. Der Stallwechsel kann für Pferde mit enormem Stress verbunden sein. Das heißt, die Tiere kommen in eine neue Herde, die Fütterung ändert sich, das Einstreu verändert. Sämtliche Faktoren können eine Rolle spielen und das Pferd in seiner Ruhe und seinem Wohlbefinden beeinflussen. Unser Fokus liegt auf Pferden, die in Boxenhaltung leben und in einen Offenstall wechseln. Wir haben unsere Studie aufgeteilt in zwei Teile. Einen theoretischen Teil mit Fragebögen und einen praktischen Teil, in denen wir etwa das Liegeverhalten der Pferde aufzeichnen.

Die Pferde werden dafür in der Box tatsächlich verkabelt. Man kann sich das vorstellen wie in einem Schlaflabor bei Menschen. Die Pferde bekommen am Kopf kleine Elektroden aufgeklebt, die unter anderem die Gehirnströme und die Augenbewegungen messen. Parallel werden die Pferde mit einer Kamera begleitet, um Schlafphasen mit Verhaltensweisen in Zusammenhang zu bringen. Das ist sozusagen der Teil im alten Stall. Dann wechseln die Pferde in den Offenstall und werden von uns mit einem Datenlogger über zwei Monate begleitet. Wir können damit das Liegeverhalten aufzeichnen.“ 

Welchen Hintergedanken hatten Sie, genau diese Pferde auszusuchen, die von einer Box in den Offenstall wechseln?

„Eine vorangegangene Studie unseres Lehrstuhl beschäftigte sich mit Pferden, die unter sogenanntem REM-Schlafmangel leiden. Reiter kennen das unter dem Begriff ‚Narkolepsie des Pferdes‘. Das ist ein Krankheitsbild, das daraus resultiert, dass Pferde langfristig kein oder zu wenig Liegeverhalten zeigen. Pferde haben diese REM-Schlafphase nur im Liegen. Wenn sich ein Pferd also über längere Zeit nicht oder zu wenig hinlegt, dann fehlt diese Phase. Das kann dann zu Symptomen führen, dass sie im Stehen den Kopf senken, ins Wackeln kommen oder gar zusammenbrechen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass häufig Pferde betroffen sind, die lange in einer Box gelebt haben und dann in den Offenstall wechseln. Man denkt zwar, man tut seinem Pferd etwas Gutes und stellt es in einen Offenstall, aber für viele Pferde ist das doch schwierig, sich in die Herde zu integrieren, adäquate Liegeflächen zu finden und das ganze soziale Gefüge an sich heranzulassen. Deshalb nehmen wir genau diese Pferde in den Blick, weil wir sie als Risikogruppe sehen.“


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Wenn man das zu Ende denkt könnte ein Ergebnis Ihrer Studie sein, dass Pferde, die in Boxenhaltung leben, besser nicht umziehen sollten, weil sie in einem Offenstall nicht richtig klar kämen?

„Ich sage mal so: Wenn man zum Beispiel an Sportpferde denkt, die ihr Leben lang in Boxen gelebt haben, nur wenig Auslauf und nachts immer ihr sicheres Gefüge in dieser Box hatten, dann ist es für diese Pferde wahrscheinlich besser, dass man sie in einer Box lässt. Viele Pferde neigen eben doch dazu, Schwierigkeiten zu haben. Man muss aber auch unterscheiden: Kennt dieses Pferd schon eine Offenstallhaltung? Manche Pferde waren ja schon mal im Jungpferdealter in einem Offenstall, sind dann in einer Box gewesen und kommen wieder in den Offenstall, weil sie aus dem Sport aussortiert werden und jetzt ihr Rentnerdasein genießen sollen. Da müsste man wahrscheinlich einen Unterschied machen. Wir sind gerade dabei, die Einzelheiten dazu herauszufinden.“

Das komplette Gespräch mit Christina Mittermaier hören Sie in unserem Podcast. Ergebnisse der Studie sollen bis Herbst 2020 vorliegen. Pferdebesitzer, die sich noch an dem Forschungsprojekt beteiligen wollen, können sich und ihr Pferd im Internet dafür anmelden.

 


 

Außerdem geht’s in Folge 31 des Pferdepodcasts um die Frage, wie sich der Tod von Nixon auf die Saisonplanung von Jenny auswirkt. Ab Minute 26:20 Minute spricht Jenny außerdem über die nächsten Schritte für den jungen AC/DC und wie die erste Übungseinheit mit einem professionellen Trainer verlaufen ist.

Was Reiter alles beachten und kaufen müssen, wenn sie eine Erstausstattung für ihr Pferd anschaffen wollen, ist Thema ab Minute 32:50. Hörer hatten uns via Instagram gebeten, darüber zu sprechen – und Tricks zu verraten, an welcher Stelle und auf welche Weise sich der ein oder andere Euro einsparen lässt. Unter anderem berichtet Jenny über ihre guten Erfahrungen mit Second-Hand-Flohmärkten. Das Thema Sattelkauf haben wir an dieser Stelle bewusst ausgespart, weil wir darüber schon ausführlich in Folge 7 („Tupperparty im Pferdestall“) berichtet hatten.


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