Nachruf auf den Riesen mit dem Hasenherz.
Das Hasenherz schlägt nicht mehr. Die Nachricht trifft uns am vergangenen Montag wie ein Hammerschlag. Völlig unerwartet. Sie erreicht Chris um 7.38 Uhr. Er ist mit dem Auto unterwegs zur Arbeit nach Baden-Baden.
Das Handy ist mit dem Autoradio gekoppelt. Die neue Folge des Pferdepodcasts läuft. Chris hört sie sich Montagmorgens immer noch mal in Ruhe an. Jenny erzählt von ihrem ersten L-Sieg mit Nixon in Baden-Württemberg, wie gut sich der Hafi entwickelt habe, wie sehr sich die Geduld bei der Arbeit mit dem schreckhaften Tier ausgezahlt habe. Eine goldene Schleife, endlich mal wieder, nach einjähriger Durststrecke.
In diesem Augenblick also unterbricht das Telefon mit seinem Klingeln den Podcast. Der Stallbesitzer ist dran und bittet, nicht zu erschrecken. Der ältere der beiden Haflinger liege tot im Paddock. Pause. Sprachlosigkeit. Oh mein Gott. Bitte nicht. Was für eine Scheisse. Bitte lass das einen Irrtum sein. Bitte nicht unser Nixon. Tot im Paddock. Von jetzt auf gleich. Einfach so. Im Alter von gerade mal acht Jahren. Wir sind so traurig.
Das Pferdebaby im Zaubertrank
Auch wenn es komisch klingt, aber in einem kuriosen Sinne hat die Art seines Abgangs zu Nixon gepasst. Er konnte im einen Moment Hochgefühle auslösen und im nächsten enttäuschen. Up und down. That’s life. Und immer irgendwie Vollgas. Die Lobeshymne auf ihn noch im Ohr, erfährst Du, dass er tot ist. Nixon, mach doch sowas nicht. Du verdammter Idiot! Nixon ins Herz zu schließen und mit ihm zu arbeiten, das war immer auch eine Achterbahnfahrt. Höhen und Tiefen. Der Riese mit dem Hasenherz, das nicht mehr schlägt. Es ist ein einziger Jammer. Wir sind so traurig.
Seine Züchterin Diana Stange hat gerne gesagt, Nixon sei als Baby wie einst Obelix versehentlich in einen Zaubertrank gefallen. 1,61 Meter Stockmaß. Der Körper durchtrainiert und entsprechend bemuskelt. Ein Athlet im Pferdekörper. Er habe viele Dinge einfach gemacht, weil er es konnte, sagt Diana. Sich beim Futter vordrängeln zum Beispiel. Durch Zäune gehen. Über Boxenwände klettern. Provisorische Boxen in Stallzelten auseinandernehmen, weil sie einem auf den Sack gehen und die Freiheit der Einzelzelle unbedingt vorzuziehen ist.
Hat Nixon das gemacht, weil er böse oder „aggro“ war? Ach woher denn. Nixon war da ganz Obelix. Der hat die Römer schließlich auch nicht vermöbelt, weil er ein unsympathischer Flegel oder Rowdy war, sondern einfach, genau, weil er es eben konnte. Aus Lebensfreude gewissermaßen. Und wenn Troubadix gefesselt unterm Baum sitzt und die Welt wieder ihre Ordnung hat, entspannen sich alle und genießen im Kreis der Lieben das Leben. So war auch Nixon. Ein Kerl mit Ecken und Kanten. Gewalttätig allenfalls aus Versehen. Im Grunde des Herzens ein sensibler, liebenswerter Kerl.
Nixon, das Achterbahnpferd. Seine künftige Besitzerin, Jenny, hat er sich selbst ausgesucht. Zwei Interessentinnen vorher setzte er beim Probereiten in den Dreck. Tschüssikowski. Jenny durfte sitzen bleiben.
Nixon konnte unterm Sattel tanzen
Als Dressurpferd sammelt er neben zahlreichen Platzierungen sieben Siege (und hätte mit seinen gerade mal acht Jahren noch so viel vor sich gehabt), die meisten davon in der Klasse L. Immer drin ist bei ihm, dass er an einem Wochenende gewinnt und sich am nächsten so sehr vorm Richterhäuschen fürchtet, dass er sich selbst unter Aufbietung allen reiterlichen Könnens nicht im entferntesten mehr in diese Richtung bugsieren lässt: Steckt euch eure Wertung sonstwohin, wir fahren dann mal wieder, bye bye.
Trotz des Hasenherzens in seiner Brust wird Nixon zweimal in seinem kurzen Leben der zweitbeste Dressurhaflinger im Zuchtverband der Pony- und Pferdezüchter Hessen. Nixon ist schlau. Im Training versteht er sofort, was man von ihm will. Und wenn er denn auch will, wird’s sogar umgesetzt. Er kann das so gut, dass Jenny manchmal das Gefühl hat, er tanze unter ihr.
Schweizer Asyl beim Europachampionat
Beim Haflinger-Europachampionat 2015 in Mailand landet Nixon unter den Top Ten der Jungpferde. Ein paar Kollateralschäden gibt’s auch. Auf der Rückfahrt entsteht im Transporter ein Haftpflichtschaden. Das Stallzelt in Mailand traktiert Nixon so lange mit seinen Hufen, bis er umziehen darf in einen schöneren Stalltrakt mit festen Boxen und Fenster. Dort ist das Team Schweiz untergebracht, das ihm freundlicherweise Asyl gewährt. Hier ist das Leben für ihn wieder in Ordnung. Der jugendliche Übermut unseres Obelix hat sich mal wieder ausgezahlt.
Nixon, das Kraftpaket. Nixon, das Riesentalent. Nixon, der Sensible mit dem Hasenherz. Wir könnten noch viele Geschichten erzählen. Was wir nicht können ist ausdrücken, wie sehr wir ihn vermissen. Sicher ist: Nixon war wie kein zweiter. Nixon war unverwechselbar. Ein Original. Wir werden ihn nie vergessen. #Nixonfehlt
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Letztes Turnier in Fautenbach, Sieg L-Dressur


Hallo meine lieben,
Mich hat es wirklich sehr getroffen als ich diese Nachricht gehört habe! Ich wünsche euch ganz viel Kraft❤️ Mein Beileid🥰☹️
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Liebe Klara. Herzlichen Dank für Deine mitfühlenden Worte. Grüße aus dem Schwarzwald. Jenny und Chris.
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