Pferdeerziehung – muss das sein? Hat mein Pferd nicht seine ganz eigene Persönlichkeit, die ich nicht unterjochen darf und will? Ist es nicht mein Partner im Sport, inklusive aller Ecken und Kanten, die zum Charakter nun mal dazu gehören? Und wenn schon Erziehung: Geht das nicht auch antiautoritär, mit gutem Zureden wie unter Erwachsenen?
Zu diesen Fragen hat Jenny eine glasklare Meinung, und sie äußert sie in Folge 15 des Pferdepodcasts („Safety Dance“) ab Minute 13:00:
„Eine gute Erziehung ist absolut nötig und jedes Pferd sollte sie genießen. Nicht nur Jungpferde wie AC/DC übrigens, sondern auch dem ein oder anderen erwachsenen Pferd sollte man noch das Einmaleins der Pferdeerziehung mitgeben.“
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Wichtig ist Jenny in diesem Zusammenhang, dass die Erziehung kein Selbstzweck ist und nichts damit zu tun hat, den dicken Larry zu markieren. Es gehe unter anderem darum, sich im täglichen Umgang mit dem vierbeinigen Partner selbst zu schützen.
„So ein Pferd wiegt um die 600 Kilogramm, und es ist im Zweifelsfall immer stärker. Es muss deshalb lernen, dass es mir nicht auf die Füße tritt. Mich nicht anrempelt. Einen gewissen Abstand einhält, so wie man das übrigens auch in der freien Natur beobachtet. Ein Herdenchef würde niemals zulassen, dass ihm ein Jungspund in die Quere kommt.“
Das Gewicht und die Kraft der Pferde können auch eine Gefahr sein
Werde der besagte Sicherheitsabstand nicht respektiert, könne es ganz schnell für den Pferdebesitzer auch mal gefährlich werden – und das wolle niemand, so Jenny. Leider beobachte man in der Praxis aber viel zu oft, dass Pferde keinen Respekt vor ihren Besitzern haben und die Tiere behandelt würden wie Menschen oder Schoßhündchen. Pferde müssten wissen, wo ihr Platz ist.
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„Wenn ich aufs Paddock komme, dann müssen die Pferde begreifen, dass ich der Herdenchef bin“, erklärt Jenny. „Das ist gar keine Frage und das ist Ziel, das es zu erreichen gilt.“
Wie gut oder schlecht die Tiere das akzeptieren könnten, hänge unter anderem auch von ihrem Charakter ab. Warmblut Globus habe zum Beispiel gar kein Problem damit, obwohl er der Oldtimer und Chef der Herde ist (wenn die Pferde unter sich sind). Haflinger Nixon dagegen ist ein sehr spezieller Charakter und stets als eine Art Pferd gewordener Panzer unterwegs. Züchterin Diana Stange hatte schon in Folge 8 („AC/DC und der Wolf“) berichtet, dass Nixon schon als Kind einfach Dinge deshalb getan hat, weil er es aufgrund seiner Kraft und seiner Größe einfach konnte. Er hinterfrage deshalb noch heute mehrfach jede Ansage und wolle wissen, ob das denn wirklich so gemeint sei. Jenny:
„Er fragt jeden Tag: Darf ich vielleicht in Deinen Tanzbereich? Dein Tanzbereich ist viel schöner als mein Tanzbereich… Das ist manchmal sehr anstrengend. Übrigens auch innerhalb der Herde. Nixon ist zum Beispiel oft unbeeindruckt von den Ansagen, die Globus ihm macht – inklusive Zähne blecken und Ohren anlegen. Ein Pferd wie Nixon, das so resistent gegen Drohgebärden des Herdenchefs ist, habe ich vorher noch nie erlebt.“
Das Zauberwort heißt Konsequenz
Für Jenny bedeutet das in der Konsequenz, dass bei Nixon manchmal auch die Gerte benötigt wird, um ernstgenommen und verstanden zu werden. Konsequenz – ohnehin ein Zauberwort, wenn es um Pferdeerziehung geht – sei bei Nixon in einem besonders großen Maße erforderlich.
Der junge Haflinger AC/DC lernt im Gegensatz zu seinem robusten Halbbruder viel schneller und hat weitgehend verstanden, wo seine Grenzen sind. Auch beim Spazierengehen habe der Youngster der Herde schon sehr gut akzeptiert, dass er zum Beispiel nicht zu überholen und Abstand zu halten hat.
„Ich habe ihm einmal gesagt, das gibt’s hier nicht, und das hat er verstanden.“
Neben den Themen Abstand halten und Respekt haben gibt es freilich noch die Herausforderung, die Ponys dazu zu motivieren etwas zu tun, wozu sie womöglich gar keine Lust haben. Zum Beispiel: Die Weide und damit die Pferdekumpels zu verlassen, um mit Frauchen in der Halle trainieren zu gehen. Auch hier war für Jenny im Fall von Nixon besonders viel Vehemenz nötig, um das zu erreichen.
Nixon habe sich los gerissen, sei gestiegen, habe alles getan, um nicht mitgehen zu müssen. Jenny:
„Ich habe die Gerte mitgenommen und die Führkette. Und Handschuhe getragen und einen Helm, weil ich dachte, wenn er steigt und mich mit seinem Eisen am Kopf erwischt, dann war es das. Und dann haben wir geübt. Ich habe ihn wieder und wieder und wieder von der Weide geholt. Bis zu zehn Mal, wenn es sein musste. Heute bin ich froh, dass ich damals so hartnäckig war, denn heute hat er es kapiert.“
Ganz wichtig sei es in diesem Zusammenhang übrigens, auf den Einsatz von Leckerlis zu verzichten. Klar ließen sich die Pferde in einer solchen Situation mit Keksen zum Beispiel von einer Weide locken. Doch fange man einmal damit an, dann werde man die Forderung nach Leckerlis nie wieder los. Jenny:
„Haflinger sind dafür einfach zu schlau. AC/DC und Nixon bekommen von mir lediglich einen Keks mit der Trense. Nixon bekommt außerdem einen nach dem Training. Fertig. Sie würden mich sonst jedes mal anrüsseln und bedrängen, und das will man auf keinen Fall.“
Da war sie wieder, die Sache mit dem Respekt und den Tanzbereichen (weshalb Folge 15 übrigens den Titel „Safety Dance“ bekommen hat). Anders ist es übrigens im Falle von Oldtimer Globus: Er bekommt dann und wann Kekse unter die Nase und ins Maul geschoben, weil er am nächsten Tag eben nicht aufdringlich wird und die Sache mit den Tanzbereichen verinnerlicht hat. Vielleicht schauen sich die beiden Jungen das ja eines Tages von dem Alten noch ab: Dass es sich auszahlt, sich wie ein Gentleman zu benehmen.
Du hast noch weitergehende Fragen zum Thema Pferdeerziehung? Dann schreib uns einfach eine kurze Nachricht.
Und darüber reden wir außerdem in Folge 15:
Wir lösen die Umfrage der (vergangenen) Woche auf (ab Minute 3:04). Es ging um die Frage, ob auch ihr Kommunikationsprobleme im Stall habt und ob die von uns in der vergangenen Woche vorgestellte Community-App Jutta! dabei helfen kann, diese Probleme zu lösen.
Herzlichen Glückwunsch Jutta D.! Du hast an unserem Gewinnspiel teilgenommen und eine Pferdepodcast-Tasse aus unserem Shop gewonnen.
Wir hatten auf unserer Facebook nach euren lustigsten Pferdenamen gefragt, und ihr habt uns nicht enttäuscht 😉 Die originellsten Antworten hört ihr ab Minute 9:12.
Nixon reagiert bei Turnieren besonders empfindlich auf Durchsagen oder Musik, die aus Lautsprecherboxen kommen. Jenny hat eine Geheimwaffe entdeckt, die diese Probleme zumindest lindert: Einzelheiten ab Minute 32:18.
Und: Hörer Andy (30) möchte mit dem Reiten anfangen und hat per Mail gefragt, ob es auch Reitunterricht nur für Erwachsene gibt und wie man solche Reitschulen findet. Jennys Antwort auf Andys Frage hört ihr ab Minute 37:00.