
Muss der Pferdepodcast schon bald auf einen festen Bestandteil einer jeden Folge verzichten und sein Programm umstellen? Seit sich Haflinger-Europameisterin Nicole Weidner, eine treue Hörerin und Freundin unserer Show, beim Championat in Ruppichteroth in einer Prüfung drei Mal verritten hat (WTF?!), ziehen wir sie in jeder Episode ebenso liebevoll wie kreativ mit diesem Missgeschick auf. Doch die Nicole-Weidner-hat-sich-verritten-Gags sind in akuter Gefahr.
Eine neue App fürs Dressurtraining sorgt dafür, dass Reiter sich quasi gar nicht mehr verreiten können. Die App namens „Digitale Reitkultur“ liest nämlich Trainingsaufgaben Lektion für Lektion genau vor und sagt dem Reiter stets zuverlässig, was er in welcher Situation zu tun hat. Erfinderin der App ist Dagmar Thelen. Im Interview mit dem Pferdepodcast erläutert sie, was ihre Neuheit kann.
Frau Thelen, ihre App sagt Reitern wo es lang geht. Kann man das so sagen?
„Ja, das kann man so sagen. Man könnte sagen, die App ist das Navi fürs Viereck. Sie gibt Trainings-Reitaufgaben sprachlich wieder. Dazu muss man einmal vorher das Pferd konfigurieren, und zwar in allen drei Gangarten. Wenn das Pferd dann in der App erfasst ist, weiß die App, wie sie die Ansagen machen soll.“
Hören kannst Du den Pferdepodcast auf allen großen Podcast-Plattformen, zum Beispiel bei iTunes, Spotify, Deezer, Podcast.de oder TuneIn. Benutze den Fyyd-Skill, um den Pferdepodcast auf Deinem Alexa-Gerät von Amazon zu hören.
Du kannst die neue Folge aber auch über YouTube anhören. Klicke dafür bitte einfach unten auf das YouTube-Video.
Wie heißt die App und wie funktioniert sie genau?
„Die App heißt ‚Digitale Reitkultur‘. Sie steht gratis im App Store von Apple oder bei Google Play für Android-Smartphones. Interessierte müssten sie sich dort runter laden aufs Handy, sich einmal kostenlos registrieren und ein Profil anlegen. Dann sollte man das Pferd einmalig konfigurieren. Dazu muss man nach einem bestimmten Muster eine Runde Schritt, eine Runde Trab und eine Runde Galopp reiten. Wenn diese Werte hinterlegt sind, kann man sich schon die Test-Reitaufgaben aussuchen und los reiten.“
Konfigurieren bedeutet konkret was? Sie tragen damit wahrscheinlich der Tatsache Rechnung, dass es einen Unterschied macht, ob ich mit Totilas oder einem Haflingerpony durchs Viereck reite…
„Genau. Das ist ja sehr individuell. Wichtig zu wissen ist, dass man bei der App eine Reithalle braucht, die 20 mal 40 Meter groß ist. Dafür ist die App ausgelegt. Über die Geschwindigkeit bei der Konfiguration kann die App dann den Rest aussteuern. Auch in den höheren Aufgaben, wenn dann Trabverstärkung oder Versammlung dazu kommen, ist es so, dass die App das weiss und das dementsprechend ausspielen kann.“
Du würdest dem Pferdepodcast gerne finanziell etwas Gutes tun? Das musst Du nicht. Nein, wirklich nicht. Du willst uns trotzdem gerne ein paar Euro zustecken, weil es ja auch technische Kosten gibt und Du magst unseren Podcast halt einfach gut leiden und wir sollen uns jetzt mal nicht so anstellen? Also gut, dann mach mal. Hier:
Und als Reiter mache ich dann einfach mein Handy laut oder stecke mir einen Kopfhörer ins Ohr, und bekomme die Aufgabe vorgelesen. Und die App weiß, wo im Viereck ich mich befinde…
„Genau. Es ist praktisch eine Sprachwiedergabe von der Trainingsreitaufgabe. Damit ist quasi auch kein Vorleser mehr nötig, der dem Reiter von der Bande aus assistiert. Die App ist immer startklar. Sie benötigt übrigens auch kein Internet, wenn sie einmal geladen ist. Das ist ja häufig ein großes Problem in Reitställen, dass kein Netz zur Verfügung steht oder dass Datenvolumen in Anspruch genommen werden muss. Vor allem: Nicht jeder Helfer kann das mit dem Vorlesen der Reitaufgaben. Man muss ja schon sehr genau hinschauen, wo der Reiter gerade ist und was kommt – und das kann die App einfach perfekt. Sie macht das sehr gut und auch optimal vom Timing her, so dass man immer genug Zeit hat, den nächsten Schritt vorzubereiten.“

Wie sind Sie darauf gekommen, eine solche App zu entwickeln? Kommen Sie aus der Reiterecke und haben gesagt: So etwas müsste es geben. Oder sind Sie eine Softwareentwicklerin, die sich gedacht, hier könnte es einen Bedarf bei Reitern geben?
„Es ist eine Mischung. Ich habe ein Pferd, und ich reite auch Dressur. Und ich bin Onlinemarketing-Expertin von Beruf und hab mir schon lange Gedanken darüber gemacht, weil es immer wieder das gleiche Thema war und die Leute auf Turnieren und in Reitställen das berichtet haben. Irgendwann habe ich dann gedacht: Das muss doch gehen. Durch mein berufliches Netzwerk habe ich natürlich die Möglichkeit gehabt, auch mal mit Programmierern zu sprechen, ob so etwas möglich ist. Ich habe das nicht selber programmiert, sondern wirklich die Nadel im Heuhaufen gefunden, der gesagt hat, das kann ich mir vorstellen. Dann haben wir uns so abgesprochen, dass wir einen Prototyp entwickeln. Als klar war, dass wir eine Lösung gefunden haben wie es funktionieren könnte, habe ich im August 2018 auch die Firma gegründet. Ab diesem Tag ging es natürlich intensiver in die Programmierung herein. Es war also diese Mischung aus der Liebe zum Reitsport und zu den Pferden und den technischen Part durch meinen Beruf, wo ich schon viel Kontakt damit hatte.“
So läuft ein Ritt mit der App:
Dann kommen wir doch noch mal kurz auf das Produkt zurück. Die App kann Reitaufgaben vorlesen. Sie kann aber noch mehr, zum Beispiel den Trainings- und Turnieralltag von Reitern organisieren helfen.
„Richtig, das kann sie. Die App hat einen persönlichen Trainingsplan, den man selber anlegen muss. Wenn man in die Eingabemaske geht, kann man ganz viele Sachen auswählen. Zum Beispiel Bodenarbeit, Stangenarbeit, Longe. Man hat auch die Möglichkeit, eigene Einträge anzulegen und kann sich seinen Trainingsplan so aufbauen wie man das möchte. Man kann das auch wiederholen, so dass ein bestimmter Plan zum Beispiel immer donnerstags um 17 Uhr erscheint. Die Trainings werden dokumentiert in diesem Plan und man kann sie auch bewerten. Dann hat die App auch einen Kalender, in dem man alle möglichen Termine festhalten kann. Wir machen extrem viele Vorschläge, wo zum Beispiel auch der Anhänger-TÜV mit drin ist, damit man so etwas nicht vergisst. Und es gibt eine Verbindung vom Kalender zum Trainingsplan, und wenn man etwas verändert, dann synchronisiert sich das.“
Lassen Sie uns auch noch kurz übers Geld sprechen, Frau Thelen. Es ist so, dass es bei Ihrer App eine kostenlose Version und eine Pay-Variante gibt. Wofür muss ich Ihnen Geld bezahlen?
„Man kann die App so lange kostenlos nutzen wie man möchte. Da gibt es keine zeitliche Begrenzung. Man kann den Kalender und die Organisation nutzen. Das ist fast komplett freigeschaltet. Also den Stallalltag, würde ich sagen, bekommt man damit super organisiert. Das war uns auch wichtig, dass die App gratis schon einen Nutzen hat. In der Gratisversion bekommt man außerdem einen sehr guten Eindruck davon, was die App leisten kann. Man kann Trainingsreitaufgaben ausprobieren und ein Pferd anlegen, das man auch konfigurieren kann wie in der Premiumversion. Wenn man sich die Premiumversion lädt, ist der Unterschied, dass man schon mal mehrere Pferdeprofile verwalten kann. Man hat alle Reitaufgaben zur Verfügung, aktuell sind mehr als 75 Aufgaben der Leistungsniveaus E, A und L drin. Es gibt ein Trainingsroulette, wo eine Aufgabe angesagt wird, die man nicht kennt. Das Turniermanagement steht zur Verfügung, wo die Turniervorbereitung mit Nennung und Abhaken als Erinnerung hinterlegt ist. Zum Preis: Die Premiumversion kostet 4,99 Euro monatlich oder im Jahresabo 54,99 Euro. Da wäre also ein Monat gratis. Da wir immer weiter entwickeln und ständig neue Aufgaben und Features hinzukommen, ist es eben auch eine Abovariante.“
Vielen Dank für das Gespräch.
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Guten Tag was gebe ich genau ein bei äppstor wie heist die äpp genau?
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Hallo Roswitha. Wir habe gerade mal nachgeschaut: Wie es aussieht, ist die App nicht mehr verfügbar. Hintergründe kennen wir nicht. Das Interview stammt ja aus dem Jahr 2019. Vielleicht können die Macher direkt etwas dazu sagen: https://www.digitale-reitkultur.de Viele Grüße aus dem Schwarzwald.
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