
Dr. Ester Rudloff
Die Rekordhitze hatte Deutschland in den vergangenen Tagen fest im Griff. Und auch wenn Temperaturen jenseits der 40-Grad-Marke zunächst passé sind, bleibt uns der Sommer doch (hoffentlich) noch ein paar Wochen erhalten. Was sollten Pferdebesitzer bei extremer Hitze in der Arbeit mit ihren Tieren beachten? Wie kommen Pferde generell mit hohen Temperaturen klar und woran merke ich, dass mein Pferd möglicherweise ein gesundheitliches Problem hat und medizinischer Hilfe bedarf? All diese Fragen haben wir im Gespräch mit Tierärztin Dr. Ester Rudloff geklärt.
Ganz allgemein gesprochen: Wie gut kommen Pferde mit großer Hitze klar?
„Erstaunlich gut – wenn sie nicht belastet werden. Wenn sie arbeiten müssen in großer Hitze, muss man allerdings schon einiges tun, damit sie keine gesundheitlichen Probleme bekommen.“
Also wenn möglich: Das Training in die frühen Morgen- oder in die späten Abendstunden verlegen und die Mittagshitze meiden…
„Genau. Wenn man vom Turniersport mal absieht ist es allgemein das Sinnvollste, morgens ganz früh zu reiten oder am späteren Abend. Wobei es ja zurzeit nur langsam abkühlt, also sind die frühen Morgenstunden am besten. In der übrigen Zeit sollte man die Pferde tatsächlich am besten im Stall lassen, sofern man keine Schattenplätze auf der Koppel hat.“
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Was macht denn ein Reiter, wenn er wirklich Turnier reiten soll in der Mittagshitze. Gibt es Tipps, wie man das Pferd unterstützen kann beim Abkühlen und Regenerieren?
„Also wenn sich der Reiter tatsächlich entschließt, in der Mittagshitze zu reiten, sollte er in jedem Fall das Pferd hinterher möglichst zügig in den Schatten bringen und abkühlen. Sei es durch feuchte Decken oder abspritzen, aber nicht mit eiskaltem Wasser. Das ist ganz wichtig, weil das den Kreislauf viel zu stark belastet. Wenn man das Pferd abspritzt, dann sollte man bei den Hinterbeinen beginnen, sich langsam zu den Vorderbeinen vorarbeiten, dann Brust und Hals und ganz am Schluss den Rumpf.“
Wie Pferdebesitzer einen Hitzschlag erkennen können
Wie würde ich denn erkennen, wenn mein Pferd einen Hitzschlag hat?
„Wenn das Pferd einen Hitzschlag bekommt, ist es so, dass es zunächst Erschöpfungserscheinungen zeigt. Dann fängt es unter Umständen an zu schwanken. Die Atmung wird stoßweise, es fängt an zu pumpen, die Herzfrequenz kann hochgehen. Die Schleimhäute können blass werden, also die Maulschleimhaut, oder aber sehr rot. Im schlimmsten Fall kann das Pferd zum Festliegen kommen, dass es auf der Seite liegt.“
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Was ist dann die erste Maßnahme bis der Tierarzt kommt? Was muss ich tun?
„Also auf jeden Fall sollte man das Pferd in den Schatten bringen. Dann die Gliedmaßen kühlen. Das heißt: Entweder mit dem Eimer und einem Waschlappen abwaschen, wenn man keinen Schlauch zur Hand hat. Oder vorsichtig, wirklich sehr vorsichtig die Gliedmaßen abkühlen. Eventuell kann man ein feuchtes nasses Laken oder eine Pferdedecke auf das Pferd legen, aber auch die sollte natürlich nicht eiskalt sein. Beim Auflegen einer Decke sollte man auch über die Gruppe anfangen und nicht sofort das nasse Ding einfach aufs Pferd schmeißen. Sollte das Pferd auf der Koppel fest liegen, sollte man schauen, dass man es beschattet – und auf den Tierarzt warten.“
Dehydrierte Pferde: Der Trick mit der Hautfalte
Hatten Sie denn jetzt während der extremen Hitzeperiode Fälle von Pferden, die gesundheitliche Probleme hatten?
„Ja. Hin und wieder gab es Pferde, die überfordert worden sind beim Reiten. Allerdings ist es so, dass der Reiter mit der Hitze natürlich auch faul wird und sich dann meistens auch nicht in die heiße pralle Sonne begibt. Aber welche Pferde tatsächlich Schwierigkeiten hatten, sind ältere Pferde oder Pferde, die aufgrund eines Stoffwechselproblems sehr langes Fell haben. Die haben schon wirklich gelitten. Da waren die Maßnahmen, diese Pferde zu scheren und sie gar nicht erst in die Sonne stellen, sondern sie im Schatten oder im Stall zu lassen.“
Wie erkenne ich denn, wenn mein Pferd dehydriert ist?
„Wenn es dehydriert ist und das schon fortgeschritten ist, ist es so, dass man am Hals, wo ja viel Haut ist, man eine Hautfalte aufziehen kann und wenn diese Hautfalte nicht sofort wieder verstreicht, das heisst glatt ist, dann kann man davon ausgehen, dass eine Austrocknung in gewissem Maße vorliegt. Mit dem Wasser muss man dann ein bisschen vorsichtig sein. Wenn das Pferd durch die Hitze schon stark belastet ist und in Richtung Hitzschlag geht, dann muss man aufpassen mit dem Wasseranbieten, weil der Schluckreflex gestört sein kann. Wenn das Verhalten sonst soweit aber noch normal ist, dann: Wasser anbieten. Kein eiskaltes Wasser, sondern lieber ein bisschen warmes Wasser mit rein mischen, auch wenn man denkt, das ist ja eklig. Oder eben: Die ganz althergebrachte Methode, ein bisschen Heu oder Stroh aufs Wasser zu legen, damit die Pferde einfach langsam trinken. Oder aber mit Gebiss trinken lassen, das geht auch.“
Wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch.
Ein weiteres Thema in der aktuellen Folge des Pferdepodcasts: Welche Musik bei Reitern einen Extraportion an Motivation auslöst.
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2 Kommentare zu „Tierärztin Dr. Rudloff über Pferde in großer Hitze: „Man muss einiges tun““