Zoff im Stall: So gehst Du als Pferdebesitzer dem Ärger aus dem Weg

Es ist ein kleiner Hilferuf, den Hörerin Nina über eine Instagram-Direktnachricht an den Pferdepodcast heranträgt. Nina wünscht sich von Jenny ein Statement, „wie man im Reitsport vernünftig mit verschiedenen Meinungen umgehen kann. Ich persönlich glaube, dass man nie übereinkommen kann, aber irgendwie muss man ja, zumindest wenn es um das Wohl des eigenen Pferdes geht, sich einmischen dürfen.“

Man merkt schon: Aus der Nachricht von Nina sprechen eine Menge Frust und auch Ratlosigkeit. Dabei ist das Thema, das dahinter steht, durchaus gravierend. Denn Nina ärgert sich über die „Vermenschlichung“ der Pferde, die in ihrem Stall betrieben wird. Sie habe das Gefühl, dass kaum jemand noch darüber nachdenke, dass Pferde Tiere seien, zum Beispiel wenn es um das Thema Rausstellen bei Regen gehe. Oder dass Pferde nur separiert auf eine Weide gelassen werden, aus Angst, sie könnten beim Umgang mit Artgenossen einen Kratzer davontragen oder gar eine Verletzung erleiden.


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Nina beklagt sich auch über Unehrlichkeit bei der Kommunikation miteinander. Sie schreibt: „Wir Haffimenschen stehen ja in sehr engem Kontakt, auch hier auf Instagram. Dennoch gibt es viele Menschen, die vornerum im Netz auf freundlich machen und hintenrum über sämtliche Profile herziehen. Hatte kürzlichen so einen Zwischenfall mit einer vermeintlichen ‚Freundin‘.“

In Folge 18 des Pferdepodcasts („Zoff im Stall“) nimmt Jenny ausführlich zu Ninas Problem Stellung. Dass in einem Stall unterschiedliche Menschen und Meinungen aufeinanderprallen, kennt sie auch aus eigener Erfahrung nur zu gut.

„Zu dem sachlichen Problem möchte ich zunächst sagen: Ich bin auch ein Freund der natürlichen Pferdehaltung. Ich habe schon viele Miteinsteller gesehen, die ihre Pferde bei 10 Grad mit einer 200-Gramm-Decke eindecken und bis an die Zähne bandagiert in die Box stellen. Das sind Dinge, die ich gar nicht nachvollziehen kann. Es sind halt Pferde. Meine Pferde haben alle keine Decke an, auch im Winter nicht. Ich trainiere sie trotzdem, auch im Winter. Ich stelle sie auch geschwitzt zurück in den Offenstall, und es war noch nie ein Pferd krank. Auch der Spruch ‚wenn das Pferd im Regen steht, wird der Rücken fest‘ – das konnte ich noch nie feststellen. Dazu kommt: Den ganzen Winter haben alle meine Pferde aus freien Stücken immer nur draußen gestanden. Sie könnten rein in einen Stall mit Strohbett. Aber sie waren immer nur draußen, auch zum Schlafen und auch wenn es geregnet hat.“

Zurückhaltender wird Jenny, wenn es um den kommunikativen Aspekt des Problems geht. Natürlich liege ihr auch sehr häufig Kritik auf der Zunge, wenn sie sehe, wie mancher mit seinem Pferd umgehe. In der Regel zügele sie sich aber, diese Kritik offen zu äußern. Jenny:

„Man muss einfach festhalten: Jeder kann es machen, wie er möchte. Ich verkneife mir aber die Frage, warum Menschen ein Pferd wie ein rohes Ei und nicht wie ein Pferd behandeln. Jeder kann machen, was er will solange das Pferd keinen Schaden nimmt. Wobei Pferde durch permanentes Bandagieren zum Beispiel auch Schaden nehmen können, aber das ist ein anderes Thema. Generell gilt: Leben und leben lassen. Deshalb ist mein Rat, in der Regel die Klappe zu halten. Ich sage meine offene Meinung nur, wenn ich danach gefragt werde. Damit fährt man unterm Strich einfach am besten, auch wenn es manchmal sehr schwer fällt.“


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Leben und leben lassen – dieses Leitmotiv hat freilich dort seine Grenzen, wo eigene Interesse berührt und eingeschränkt werden. Dass Ninas Miteinsteller ihre Pferde bei Regen von der Koppel holen wird für Nina zum Beispiel deshalb um Problem, weil die Stallkollegen sie dazu auffordern, es ihr gleich zu tun.

Auch diese Problematik kommt Jenny bekannt vor. Sie hat die Situation erlebt, dass Miteinsteller die Sorge hatten, ihr Pferd könne anderen das Gras wegfressen, wenn es alleine auf der Weide stehe – und deshalb solle es gefälligst in den Stall, wenn auch alle anderen das Feld räumen. In solchen Situationen seien Kompromisse gefragt, so Jenny.

„Ich hatte das selber schon mal, dass ich mir eine Koppel mit einer Miteinstellerin geteilt habe. Wir haben es so gelöst, dass wir Teile der Koppel abgetrennt haben und so eine ‚Portionsweide‘ geschaffen haben. In den ersten Stunden, in denen beide Pferde zusammen standen, waren die abgesteckten Portionen für den Tag meistens von beiden Pferden gemeinsam aufgefressen worden. Mein Pferd blieb dann länger draußen und konnte nur noch ein paar Reste knabbern, hat aber niemanden etwas weggefressen. Er blib aber noch an der frischen Luft und war glücklich, dass er noch ein bisschen draußen bleiben durfte. Das hat ganz gut funktioniert und war ein guter Kompromiss.“

Generell sei das Teilen von Koppeln bei derartigen Streitereien eine beliebte Lösung. Sie sei zwar nicht unbedingt ein Freund davon, so Jenny. Aber wenn die Menschen sich partout nicht einigen könnten, sei das immerhin ein gangbarer Weg.

Generell gilt aus Sicht von Jenny:

„Man muss aufeinander zugehen und miteinander sprechen. Anders funktioniert es nicht. Und ich habe die Erfahrung gemacht: Je länger man still ist und je länger man sich insgeheim über Probleme ärgert, umso schlimmer wird es. Umso wütender wird man auf den anderen und umso unmöglicher scheint dann auch ein Gespräch zu werden. Deshalb lieber gleich ansprechen, was einem nicht gefällt. Und am allerbesten hat man auch gleich einen Kompromissvorschlag im Gepäck, wie man das Problem lösen könnte.“


Ein weiteres großes Thema in der aktuellen Folge des Pferdepodcasts: Die Spannung steigt bei Jenny und ihren jungen Sporthaflingern: Wenige Tage noch bis zum ersten großen Turnier des Jahres, der Haflinger-Meisterschaft in Gunzenhausen. Für Youngster AC/DC wird es der erste sportliche Wettkampf seines Lebens sein. Nixon hat in Mailand und Ruppichteroth zwar schon große Haflingerturniere kennengelernt, doch auch für ihn ist es seine Premierenvorstellung in Gunzenhausen.

Entsprechend angespannt ist Jenny. Deshalb hat sie sich vor dem großen Turnierwochenende in Bayern noch mal Tipps von ihrem Trainer und Lehrmeister Reimund Wille geben lassen. Der ehemalige Landestrainer für Vielseitigkeit des Landesverbands Hamburg spricht ab Minute 6:31 unter anderem darüber, wie man ein guckiges und nervöses Pferd in der direkten Wettkampfvorbereitung auf dem Abreiteplatz noch beruhigen kann, wie groß die Gefahr des „Überpowerns“ im Training vor einem Wettkampf ist und wie er generell das Potential von Haflingern im Turniersport einschätzt. 


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